Unternehmen funktionieren ähnlich wie menschliche Gehirne. Das ist die These von Prof. Dr. Gerald Hüther. Prof. Dr. Hüther ist einer der bekanntesten Neurobiologen und Hirnforscher Deutschlands sowie Sachbuchautor und Professor an der Universität Göttingen.
Erfolgreiche und zukunftsfähige Unternehmen zeichnen sich demnach vor allem dadurch aus, dass sie (vergleichbar mit Gehirnen) zeitlebens lernfähig und flexibel bleiben, durch Versuch und Irrtum lernen, Erfahrungen sammeln und daran wachsen. Rahmenbedingungen in der Wirtschaft ändern sich immer wieder, es gilt die innere Organisation durch flache, stark vernetzte Strukturen immer wieder neu daran anzupassen. Denn genauso arbeitet das Gehirn, das in seiner Plastizität schier unendliche Möglichkeiten zeigt und dadurch lebenslang formbar bleibt. Damit nun die schnelle und umsichtige Reaktion auf neue Herausforderungen in Unternehmen gelingt, muss im Gehirn die Zusammenarbeit von rechter und linker Gehirnhälfte und zwischen „oben“ und „unten“ funktionieren. Die Mitarbeiter müssen also quer durch die Hierarchien und Fachabteilungen miteinander kommunizieren. Und hier kommt es auf Mitarbeiter an, die Austausch und kreatives Problemlösen gewohnt sind!
„Das menschliche Gehirn ist nicht zum Abarbeiten von Routinen, sondern für kreatives Problemlösen optimiert“. Um die neuronalen Netze im Gehirn in Aufruhr zu versetzen, braucht es Herausforderungen, die sich auf den (bisher) etablierten Bahnen des Denkens nicht lösen lassen. Erst wenn ein Problem als wichtig wahrgenommen wird und nicht ad hoc gelöst werden kann, löst es eine „emotionale Aktivierung“ aus, die Synapsen „feuern“ – es wird mit Hochdruck nach einer Lösung gesucht.
Neugier, Begeisterungsfähigkeit und Gestaltungslust sind sowohl für das Individuum als auch für Unternehmen die Basis für neue Ideen. Führungskräfte, die Angst schüren, Druck machen, vorschreiben und kontrollieren, bremsen damit genau die kreativen Potenziale der Mitarbeiter aus, die für Innovationen oder Umdenken so essentiell sind. Wo dagegen eigenständiges Denken wertgeschätzt und Verantwortung übertragen wird, entsteht der Nährboden für Innovationskraft und geistige Beweglichkeit im Unternehmen.
Mit den folgenden vier Regeln für eine „gehirngerechte Führung“ legen Sie einen Grundstein für das persönliche Engagement, die Motivation und gesunde Leistungsfähigkeit Ihrer Mitarbeiter:
- Schaffen Sie regelmäßig neue Herausforderungen!
Damit das Denken beweglich bleibt, sollten Führungskräfte Ihre Mitarbeiter immer wieder neu herausfordern (z.B. durch regelmäßigen Arbeitsplatzwechsel – Stichwort Job-Rotation). - Vernetzen Sie das Know-how in Unternehmen!
Lassen Sie Ihre Mitarbeiter kreativ sein. Es muss nicht unbedingt Neues erfunden werden, sondern es geht darum bereits vorhandene, jedoch (organisatorisch) getrennte Wissenbestände miteinander zu verknüpfen. Wissenstransfer kann man z.B. durch „Abteilungs- Hospitanzen“ oder abteilungsübergreifende Teams initiieren. - Schaffen Sie eine positive Fehlerkultur!
Fragen Sie sich, wie Sie es schaffen können, dass Ihre Mitarbeiter möglichst wenig Druck und Versagensangst verspüren. Denn diese Gefühle verursachen im Gehirn ein Notfallprogramm, was jegliche kreativen Prozesse erstarren lässt. Fehler sollten als Chance gesehen werden etwas zu lernen und nicht sanktioniert werden. - Sorgen Sie für positive Erfahrungen!
Je mehr Netzwerke im Gehirn in einer Situation (z. B. dem Mitarbeitergespräch) gleichzeitig aktiviert werden, desto enger werden sie aneinander gekoppelt. Ihre Person sollte mit positiven Erfahrungen, Wahrnehmungen und Emotionen verknüpft sein. Sie erhalten engagiertere Mitarbeiter, wenn Sie ihnen stets mit Empathie begegnen und auch in brenzligen Situationen zur Seite stehen.
Lesen Sie mehr zum Thema auf der Internetseite „Kulturwandel in Unternehmen“: „Wie gehirngerechte Führung funktioniert“ oder „Hirnforschung, Innovationsgeist und Führungskunst“.
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