Mit einer Slackline, die von der Baumspitze einer Berliner Eiche in 10 m Länge auf den Boden gezogen wurde, fing alles an. Im Rahmen einer Designvorstellung im Jahr 2008 sollten den Besuchern damit improvisierte W-Lan Arbeitsplätze unter freiem Himmel angeboten werden – entstanden ist nach diesem erfolgreichen Tag der erste „Co-Working Space“ in Berlin. Vier Jahre sind nun seit der Gründung des Berliner Betahauses vergangen. Der Name ist Programm: Abgeleitet aus der Software-Entwicklung (Beta-Version) steht er für einen Prozess mit offenem Ende. Das Betahaus ist der Prototyp der „Coworking Spaces“ und bietet vor allem Freiberuflern, aber auch PR-Leuten, Produktentwicklern, Projektmanagern, Softwareentwicklern und Unternehmensberatern die Möglichkeit Schreibtische oder gar Büros zu mieten und projektübergreifende Kontakte zu anderen Wissensarbeitern zu knüpfen.
Madeleine Gummer v. Mohl, Mitgründerin des Betahauses:
„Seit 2009 engagieren wir uns im betahaus dafür, die Startup und Freelancer Szene in Berlin weiterzuentwickeln. Unser Ziel ist es das Silicon Valley Europas zu werden! Ich weiss, das ist ein sehr ehrgeiziges Ziel! Aber Berlin ist bereits auf dem besten Weg dahin. Es ist so inspirierend zu sehen, was sich in den letzten 5 Jahren hier entwickelt hat! Jetzt müssen nur noch die Business Angel und VCs etwas risikobereiter werden! Startups und grandiose Ideen gibt es genug! Berlin kann inzwischen locker mit den anderen Startup Metropolen in Europa mithalten. Jedes Wochenende findet ein Startup Pitch statt. Und das Schöne daran ist – Berlin bleibt trotzdem wild, laut, dreckig und so sympathisch!“
In einem Rundgang durch das Betahaus in Berlin erzählt Sie eindrücklich vom bunten, mitunter auch internationalen Aufeinandertreffen von Teams und projektbezogenem Arbeiten – und auch warum das Arbeiten hier nicht nur (!) für Freiberufler und Startups interessant ist:
Gerade auch Unternehmen, die von einer schwerfälligen Konzernkultur geprägt sind oder Alternativen zum klassischen Homeoffice suchen, profitieren von der Idee der Coworking Spaces, findet Udo-Ernst Haner im Interview mit managerSeminare 10/2013 (Heft 187): „Zu Hause ist für den Wissensarbeiter ein Ort sozialer Isolation. Jeder Heimarbeiter ist mit sich allein. Er hat kein Feedback, keine Ansprache, keine Akquisitionsanlässe in seinem Umfeld. Coworking bietet im Vergleich zum Arbeitsplatz am Esstisch eine deutliche Aufwertung. Anders als Zuhause ist hier jeder in eine geregelte Arbeitssituation eingebunden.“ Arbeitnehmer stehen in Kontakt zu anderen Berufstätigen und knüpfen überfachliche Beziehungen.
Coworking Spaces spiegeln schon heute die Bedürfnisse der mobilen Arbeitswelt von morgen wieder und werden allen sogenannten Wissensarbeitern (ob nun angestellt oder nicht) in vielerlei Hinsicht gerecht. Es ist auch ein Modell für kleinere Firmen, die ihren Haupsitz auf dem Land haben aber auch für Mitarbeiter in den größeren Städten anziehend sein wollen: Pendlern, die sich in ein Co-Working Space in den Ballungsgebieten einmieten, bieten sie damit kurze Arbeitswege! Aber auch Großunternehmen wie TUI, Telekom oder Zalando schicken Ihre Mitarbeiter hin und wieder gern in diese Umgebung, in der automatisch interdisziplinäre Vernetzung stattfindet. Mit den sich ergänzenden Fähigkeiten entstehen originelle Ideen, die an dem gewohnten Arbeitsplatz gar nicht entstanden wären.
Zuletzt noch eine Reportage von 3 sat zum Betahaus als Nest der „Digital Natives“: