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Wirkt sich die Digitalisierung auf die Personalentwicklung aus? Wenn ja, wie? Antworten fand ich auf der Messe „Zukunft Personal 2014“.
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Wirkt sich die Digitalisierung auf die Personalentwicklung aus? Wenn ja, wie? Antworten fand ich auf der Messe „Zukunft Personal 2014“.
Wie wird sich HR entwickeln? Welche digitalen Trends zeichnen sich im recruiting ab? Ich war auf der Zukunft Personal unterwegs …
Jobbörsen, die auf allen Endgeräten, egal ob Desktop, Tablet oder Smartphone eine optimale Darstellung aufweisen, gehören heute zum Standard. Neu ist, dass der Anteil der mobilen Jobsuchabfragen über den Desktopabrufen liegt. Laut Frank Hensgens (indeed Deutschland) wurden im Juni 2014 über 50% der Plattformabfragen über Smartphone bzw. Tablet durchgeführt. Brancheninsider gehen davon aus, dass dieser Wert weiter steigen wird. Hensgens ist davon überzeugt, dass Unternehmen ihre Karriere-Webseiten sowie den Bewerbungsprozess deshalb für die mobile Nutzung aufbereiten müssten. Stellenanzeigen im responsive design können nur ein Teil der mobilen Strategie sein. Denn folgen die Nutzer dem auch in der mobilen Stellenanzeige integrierten Bewerbungsaufruf, werden sie zu oft auf Seiten geleitet, die für eine Desktopbearbeitung optimiert sind. Mit mobolt hat indeed eine Lösung erarbeitet, die in das unternehmensinterne Bewerbermanagement integriert werden kann. Nutzer, welche jetzt die unternehmenseigene Plattform aufrufen, können sich mobil über die zu besetzenden Stellen informieren und den Bewerbungsprozess durchlaufen. Lebenslauf, Zeugnisse und Referenzen werden direkt aus einer Cloudlösung geladen und in die online-Bewerbung integriert. Mobolt ist ein interessanter Ansatz, online-Bewerbungen auf allen Kanälen zu ermöglichen. Skeptisch bin ich jedoch, ob Nutzer wirklich ihre Bewerbungen über ein mobiles Endgerät absenden werden. Ein individuelles auf das Unternehmen passendes Anschreiben gehört zu vollständigen Bewerbungsunterlagen immer noch dazu. Dieses auf einem Tablet oder Smartphone zu erstellen, erscheint mir unpraktikabel. Auch wenn der Interessent das Anschreiben auf dem Desktop erstellen würde, erschließt sich mir nicht, warum er die Unterlagen nicht von dort absenden sondern auf die mobile Lösung zurückgreifen sollte.
Monster stellte mit TalentBin ein neues Tool für die aktive Mitarbeitersuche im Bereich IT, Design und Grafik vor. Zwei Probleme des Recruitings sollen damit gelöst werden. Zum einem ist TalentBin eine Skill Search Engine, die potenzielle Experten und Fachkräfte nach Talenten und Fähigkeiten und nicht nach Titeln und Berufsbezeichnungen sucht, zum anderen spürt die Datenbank Kandidaten auf, die zwar bereit für eine neue berufliche Herausforderung sind, aber sich eben nicht explizit auf Suche befinden. Dazu greift die Datenbank auf die öffentlichen Internetprofile potenzieller Kandidaten zu. Gerade im IT-Bereich sind die Experten auf vielen branchenspezifischen Portalen vertreten. TalentBin gleicht die verschiedenen Angaben ab und führt sie für die Recruiter zusammen. Eine Kontaktaufnahme ist ebenso in das Tool integriert wie das Reporting und das Anfragemanagement.
Jobware unterstützt Unternehmen neuerdings bei der Erstellung von Stellenausschreibungen. Mit eigenen erhobenen Eye-Tracking-Studien liefert Jobware Daten über das Leseverhalten der Zielgruppe aus. Während Ingenieure Stellenanzeigen quer lesen, nehmen sich Geisteswissenschaftler und Betriebswirte mehr Zeit für das Erfassen der Inhalte. Die Gestaltung der Stellenanzeige ist ein Faktor für den Erfolg der Stellenausschreibung.
Birgit Gebhardt, Zukunftsforscherin gibt in einem provokanten Vortrag auf der Zukunft Personal einen Einblick in die neue Arbeitswelt. Digitalisierung, demografische Entwicklung und Wertewandel prägen den Umbruch, der ähnlich wirkmächtig wie die industrielle Revolution sein wird. Neben dem Vortrag, in dem die Keynote-Speakerin die Treiber und Herausforderungen der new work order prägnant vorstellte sowie Lösungsimpulse für die Verwirklichung vorschlug, sollte die zweite Sektion durch die Anwesenden selbst gestaltet werden. Mit dem Tool nextmoderator wurden Meinungen, Beiträge und Anmerkungen unter dem Thread „Welche Herausforderungen sehen Sie?“ und „Mit welchen Maßnahmen kann das Personalmanagement den Wandel einleiten?“ in einem virtuellen Raum gesammelt, unter den Teilnehmern zur Diskussion gestellt und für die Veranstaltung aufbereitet.
In der zukünftigen Arbeitswelt haben Maschinen einen Vorsprung, weil sie die Aufgaben von Verwaltung und Sachbearbeitung über Big Data und Algorithmen effizienter und umfassender lösen können als die bisherigen Mitarbeiter. Das Internet der Dinge, Tracking und Echtzeitanalyse von Bestands- und zukünftigen Kunden werden die Produktivitätsstrukturen der Unternehmen verändern. Die Wertschätzung des Kunden wird zur Triebfeder des unternehmerischen Erfolgs, nicht das, was Mitarbeiter und Maschinen realisieren können. Drei Mitarbeitergruppen prägen das Unternehmensgefüge:
Gebhardt stellt die provokante Frage, ob die Unternehmen und vor allem die Personalentwicklung darauf vorbereitet sind, die individuellen Wünsche der unternehmenseigenen Zielgruppe zu erfüllen? Sie befürchtet, dass dem nicht so ist und begründet dies z.B. mit den herrschenden Unternehmensstrukturen. Heute sind über 60% der Mitarbeiter davon überzeugt, dass sie sich Wissen selbst beibringen. Zukünftig wird es aber darum gehen, Kooperation, Offenheit und das Teilen von Ressourcen zu leben. Die neue Arbeitskultur wird zeigen, dass Führungskräfte von Praktikanten, junge Mitarbeiter von alten lernen können.
Diese Veränderung ist nicht unbedingt technischer Natur, sondern beruht auf einem höheren Grad der Vernetzung. Die zukünftige Wertschöpfung kann nur gelingen, wenn alle Mitarbeiter des Unternehmens an der Kommunikation beteiligt sind. Allerdings und das betont Gebhardt immer wieder, müssen sie auf diese Situation vorbereitet werden. Denn sie bietet weniger Sicherheit, Struktur und Status aber mehr Mitarbeitersouveränität und Selbstvermögen. Die Gruppe derjenigen, welche die alten Arbeitsstrukturen hinterfragen und den neuen Herausforderungen offensiv gegenüberstehen ist klein.
Gebhardt schlägt vor, den Mitarbeitern mehr Freiräume zu geben und die Kontrolle zu reduzieren. Sie bezieht sich dabei auf Douglas McGregor, der in seiner Theorie Y begründete, dass der Mensch zu Selbstdisziplin fähig ist, wenn er intrinsisch motiviert an der Erreichung eines Zieles arbeiten kann.
In den folgenden Unternehmensbereichen sieht die Referentin Handlungsoptionen und gibt Impulse für eine veränderte Arbeitskultur:
Im Ergebnis entsteht eine Arbeitsumgebung, die auf das Prinzip der Selbstorganisation setzt. Dafür muss das Wissen in einer internen Unternehmensplattform gebündelt werden. In Arbeitsgruppen werden die Profile der beteiligten Personen sichtbar. Arbeitsaufträge können personalisiert werden, Verantwortlichkeiten werden klarer. Feedback von Kunden als auch Mitarbeitern kann direkt an die beteiligten Personen weitergereicht werden. Der workflow ist jederzeit und überall abrufbar. Physische Treffen sind auch hier nötig und wichtig. Allerdings müssen Arbeitsorte stärker als bisher in ihrer äußeren Erscheinung zeigen, für welche Handlungen sie vorgesehen sind. Es sind Räume nötig, die zu folgenden Tätigkeiten einladen: konzentrieren, erholen, Lernen, kreativ sein, vernetzen, kollaborieren.
Der Vorteil dieser Arbeitsstruktur liegt auf der Hand: Gemeinsame Ziele wirken als interne statt externe Anreize und wirken damit stärker. Wissenstransfer und kollaborative Problemlösungstrategien können in Echtzeit angewendent werden. Das Involvement innerhalb der Community definiert den sozialen Status, nicht die Hierarchieebene auf der sich der Mitarbeiter befindet.
Ein Großteil der deutschen Unternehmen setzt bei der Führungskräftebewertung auf den Faktor Personalführung. Für die Einschätzung der oberen Führungskräfte sind aber nach wie vor andere Kriterien ausschlaggebend. Diese widersprüchliche Situation kann in Unternehmen zu frustrierenden Momenten führen, in denen die Mitarbeiterbindung abnimmt.
Mitarbeiter erwarten von Ihren Vorgesetzten Empathie und Respekt. Vorstände verlangen von Ihren Führungskräften positive wirtschaftliche Kennzahlen und die Übernahme von Verantwortung für die Entwicklung des gesamten Unternehmens. 2011 führte die Hochschule Osnabrück eine Studie durch, deren Ergebnisse so zusammengefasst werden könnten: „Schlechte Führung wird toleriert, wenn die Zahlen stimmen.“ Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise bewirken zwar ein Umdenken bei den Unternehmen und gerade im öffentlichen Diskurs wird immer wieder betont, wie wichtig eine positive Führungskultur und eine strategische Werteausrichtung seien, doch wie viel hat sich wirklich getan? Das Team um Prof. Steinert hat daher 351 Unternehmen im Zeitraum von März bis Dezember 2013 wiederholt in einer standardisierten Befragung um Stellungnahme gebeten.
Über 60% der befragten Geschäftsführer, Personalleiter oder Vorstände gaben an, dass dem Thema Führungskultur/Führungsverhalten eine hohe Bedeutung zugesprochen wird. Allerdings bedeutet dies nicht, dass automatisiert eine positive Führungskultur im Unternehmen top-down vorgelebt wird. Vielmehr nimmt die Beurteilung von Führungsverhalten mit zunehmender Hierarchieebene ab. In der niedrigen und mittleren Führungsebene spielt das Führungsverhalten in Personalbeurteilungen eine wichtige Rolle. Geschäftsführung und hohe Managementebene werden unter diesem Aspekt selten betrachtet. Auch zeigte sich in der Untersuchung, dass bei der Einschätzung von Führungskräften gute operative Ergebnisse nach wie vor Schwächen in der Personalführung ausgleichen. In dieselbe Richtung weisen die genannten Gründe für die Trennung von Führungskräften: In nur 24 % spiele dabei das Führungsverhalten eine Rolle. Vielmehr sind das operative Ergebnis (63 %) oder persönliche Gründe (60 %) ausschlaggebend für eine Beendigung des Arbeitsverhältnisses.
Knapp 70 % der Befragten gaben an, dass die in den Unternehmen durchgeführten Personalentwicklungsprogramme auf Führungskräftenachwuchs sowie niedrige und mittlere Führungsebene ausgerichtet seien. Entsprechende Maßnahmen für die hohe Hierarchieebene werden nicht nachgefragt bzw. nicht genutzt. Langjährige Führungskräfte verweisen gern auf ihre Erfahrung und begründen damit eine Absage der Weiterbildungsangebote. Gleichwohl verlangen dieselben Personen von ihren Nachwuchskräften die Teilnahme an vergleichbaren Förderprogrammen. Weil diese motiviert und reflektiert ihr eigenes Führungsverhalten überprüfen, kann sich schnell Frustration einstellen, wenn die unmittelbar Vorgesetzten schlechte Führungsqualitäten an den Tag legen. Eine Veränderung der Führungskultur in Unternehmen wird sich aber erst dann einstellen, wenn sich Führungskräfteentwicklungsprogramme für alle Unternehmensebenen etablieren und auch wahrgenommen werden. Auch wenn in über 50 % der Unternehmen die Führungsqualität erfasst werde, hält Prof. Steiner fest, dass trotz aller Bekundungen eine Veränderung hin zu einer positiven Führungs- und damit Unternehmenskultur nicht zu erkennen sei.
Unternehmen, in denen ein positives Führungssystem durch zeitgemäße Führungsinstrumente versprochen, aber nicht von allen Ebenen gelebt wird, müssen aufpassen, dass die Mitarbeiterbindung nicht leidet. Wenn Mitarbeiter das Gefühl haben, dass ihre Bemühungen nicht geschätzt und Führungsvorsätze nur für einen Teil der Belegschaft gelten, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie das Arbeitsverhältnis innerlich aufkündigen. Demotivierte Mitarbeiter treiben soziale und ökonomische Kosten des betreffenden Unternehmens nach oben. Es ist also auch im Interesse der Unternehmen dies zu verhindern.