Der größte Teil unserer Arbeit wird im Team durchgeführt. In den letzten zwei Jahren soll der Anteil der kollaborativen Tätigkeiten von Führungskräften und Mitarbeitern sogar um mehr als 50 Prozent gestiegen sein. Gerade in unseren Team-Seminaren werden unsere Trainer immer wieder gefragt, welche Faktoren aus einer Gruppe von Menschen ein produktives Team machen. Das hat sich auch Google gefragt und es sich zur Aufgabe gemacht, aus der schieren Masse an Daten die Erfolgsformel der Teamarbeit zu heben.
Google sucht das Super-Team
Google ist ein Unternehmen, welches sich wie kein anderes darauf versteht, die verschiedenen Aspekte des Lebens zu vermessen. Es verwundert also nicht, wenn sich das Unternehmen darauf konzentriert, die Produktivität der Mitarbeiter zu messen und daraus die Zutaten für das perfekte Team zu kristallisieren.
Lange Zeit habe man geglaubt, dass Teams am besten funktionieren, wenn verschiedene Persönlichkeiten perfekt miteinander harmonieren. Aber niemand hat je danach gefragt, ob Glaubenssätze, wie „Es ist besser Introvertierte zusammenzusetzen“‘ oder „Teams sind effektiver, wenn die Sache und das Ziel im Mittelpunkt der Arbeit stehen“ wirklich stimmen.
Google hat deshalb im Jahr 2012 eine Initiative unter dem Namen „Projekt Aristoteles“ gestartet und die Erfolgskriterien der Teamarbeit im Konzern untersucht. In einem ersten Schritt hat die Arbeitsgruppe aus Soziologen und Psychologen die wissenschaftliche Literatur zum Thema ausgewertet und nach Aussagen zur besten Teamperformance gesucht. Welche Auswirkungen haben zum Beispiel Motivation, private Kontakte der Kollegen untereinander, die beruflichen Hintergründe oder die Geschlechterverteilung auf den Teamerfolg?
Auf der Grundlage dieser Studien überprüften die Forscher die Zusammensetzung der erfolgreichen und weniger erfolgreichen Gruppen bei Google. Aber wie sie die Daten auch arrangierten, sie konnten keine überzeugenden Muster finden. Die Mischung aus bestimmten Persönlichkeitstypen, Fähigkeiten oder Hintergründen hat keine Auswirkungen auf die Erfolgswahrscheinlichkeit von Teams.
Nicht nur wie Menschen arbeiten, sondern auch, wie sie zusammenarbeiten, macht den Teamerfolg aus.
Die Forschungsgruppe konzentrierte sich bei ihren Nachforschungen von nun an auf die innere Gestaltung der Teams. Sie fragten sich, wie Gruppennormen den Teamerfolg beeinflussen und untersuchten, welche Traditionen, Verhaltensstandards oder ungeschriebenen Regeln in Teams wirken. Die Forscher führten über ein Jahr lang unzählige Interviews durch und sammelten Aussagen, in denen Teammitglieder bestimmte Arbeitsgewohnheiten, Kommunikationsgewohnheiten oder Sachverhalte mit der „Teamkultur“ erklärten.
So identifizierten sie Dutzende von Verhaltensweisen, die wichtig zu sein schienen. Ein klares Urteil aber, ob zum Beispiel eine ausführliche und gleichberechtigte Diskussionskultur oder eine zentralistische Moderationskultur größeren Anteil am Teamerfolg haben, konnte nicht gefällt werden. Allerdings fielen der Forschungsgruppe zwei Verhaltensweisen auf, die alle guten Teams teilten.
Die Schlüsselfaktoren zu mehr Teamerfolg: Auf Gegenseitigkeit beruhende Interaktion und Sensibilität im Umgang miteinander.
In erfolgreichen Teams haben alle Mitglieder die gleiche Möglichkeit, sich einzubringen. Alle spüren die Sicherheit, dass ihre projektbezogenen als auch privaten Äußerungen im Team nicht bewertet, missachtet oder gar bestraft werden. Geht Kommunikation im Team nur von einem kleinen Kreis aus oder rufen nur die Handlungen bestimmter Personen Reaktionen hervor, wirkt sich das negativ auf die Teamleistung aus.
Erfolgreiche Teams haben eine hohe „durchschnittliche soziale Empfindlichkeit“ und können die emotionalen Befindlichkeiten der Kollegen einschätzen. Alle Teammitglieder haben ein Gespür für die Wechselwirkung nonverbaler Signale, Stimmlage oder Sprache.
Die Daten und Untersuchungen von Google zeigen: Mehr als alles andere ist zwischenmenschliches Vertrauen und gegenseitiger Respekt für den Erfolg von Teams entscheidend.