Ansichtssachen, HR

Ist Virtual Reality das neue Rollenspiel?

Im Leistungssport ist es völlig normal, Wettbewerbsverhalten im Training zu simulieren und Handlungsoptionen für den Ernstfall einzuüben. In der beruflichen Weiterbildung übernehmen Rollenspiele diese Funktion. Nun verspricht Virtual Reality diesen Trainingsbaustein auf ein neues Level zu heben. Was steckt dahinter?

Rollenspiele sind einer der wichtigsten Trainingsbausteine, um reines Wissen in tatsächliches Können zu transferieren. Gerade zur Entwicklung von Kommunikationssicherheit in typischen beruflichen Situationen wie Verhandeln, Verkaufen oder bei kritischen Feedbackgesprächen setzen wir die Methode gern in unseren Trainings und Seminaren ein. Diese Herangehensweise ist mit einem Flugsimulator für Piloten vergleichbar. Bevor es ins reale Cockpit geht, kann der Pilot schwierige Situationen im geschützten Raum trainieren. Näher kommen wir im Seminar (bisher noch) nicht an die Realität heran.

Was ist an VR neu?

Unangenehme berufliche Situationen in der Simulation durchzugehen, ist nichts Neues. Die Anbieter der VR-Technik argumentieren aber, dass sie damit ein immersives Erlebnis liefern. In der Medienwissenschaft meint man damit eine logische in sich geschlossene virtuelle Simulation, in der die Nutzer die reale Welt ausblenden und völlig in der digitalen Interaktion aufgehen. Im Gegensatz zu realen Rollenspielen, in der die Arbeit am Fallbeispiel mit den anwesenden „Zuschauern“ die eindeutige Trainingssituation nie auflösen kann, versprechen virtuelle Rollenspiele ein „Echtheitserlebnis“.

Anbieter von Virtual Reality

Übersicht von VR/AR-Anbietern aus dem DACH-Raum (Für PDF bitte klicken)

VR-Trainingsdesigner entwickeln virtuelle Simulationen, in denen die Trainingsteilnehmer sich mit KI-Charakteren unterhalten, die Kollegen und Kunden repräsentieren (Eine Infografik zu Anbietern von immersiven Learning-Anbietern gibt es auf immersivelearning.institut). Wer die Entwicklung in der Unterhaltungs- und Gamesbranche verfolgt, wird wenig überrascht sein, wie detailgetreu und genau die virtuellen Gesprächspartner mit Mimik, Gestik und Sprache die zwischenmenschliche Interaktion abbilden. Daneben werden weitere Vorteile der VR-Technologie angeführt:

  • Die Trainingsteilnehmer fühlen sich durch die grafisch überzeugende und lebensechte Darstellung in der virtuellen Realität sehr viel stärker in eine Simulation ein.
  • Die Nutzer entwickeln in der fiktiven Welt ein stärkeres Bewusstsein für die Konsequenzen des eigenen Handelns.
  • Mit VR können Situationen abgebildet werden, die in der Realität aufgrund zu hohen Aufwands oder Gefährlichkeit nicht simulierbar sind (z. B. bei Walmart, Training für den Umgang mit riesigen Menschenmengen im Verkauf).

VR soll sogar den Lernerfolg erhöhen

Laut Aussagen eigener Unternehmensstudien gelingt es den Teilnehmern mit VR leichter, die simulierten Erfahrungen in reale berufliche Situationen zu adaptieren. Im Rahmen eines virtuellen Trainings gaben über 90 Prozent der Teilnehmern an, dass sie nach der Simulation besser mit Diversität und Inklusion umgehen könnten.

 

Können VR-Simulationen Rollenspiele ersetzen?

Dafür sprechen die Skalierbarkeit der Trainingssequenz, die emotionale Einbindung sowie die realistische und doch geschützte Trainingssituation. Doch können diese Vorteile nicht darüber hinwegtäuschen, dass die virtuellen Kommunikationssituationen eben auch nur gescriptet sind. Die Anbieter der Tools suggerieren zwar mit dem Label „künstliche Intelligenz“, dass es sich um Simulationen handelt, die einem Entwicklungsprozess unterliegen. Der Raum der Interaktion ist aber nach wie vor begrenzt und folgt einem Drehbuch. Ebenso wie die Reaktionen des Gegenübers nach Schema F verlaufen – gute Nachrichten erzeugen Freude, schlechte Neuigkeiten ziehen Frust und Ärger nach sich.

Menschliche Kommunikation verläuft nicht linear und zwischenmenschliche Beziehungen sind durch alle möglichen und unmöglichen Eventualitäten gekennzeichnet. Rollenspiele, unabhängig davon ob Sie nun virtuell oder real durchgeführt werden, können das in einem begrenzten Maße abdecken. Sie bleiben deshalb ein zentraler Baustein, um Handlungskompetenzen zu trainieren.

Die konkrete Ausbildung von Handlungskompetenzen erfolgt allerdings am Arbeitsplatz. Dafür setzen wir seit Jahren individuelle Transferdesigns für Entwicklungsprogramme um und unterstützen die Teilnehmenden dabei. Mittlerweile auch im Blended-Learning-Design. Und vielleicht irgendwann in der Zukunft auch mit VR und KI.

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