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LEGO® im Business-Kontext? Die Spielzeugkiste für Erwachsene? Wir haben mit der Beraterin und Personalentwicklerin Ines Martella gesprochen und nachgefragt. Sie berichtet von ihren Erfahrungen als Teilnehmerin einer LEGO® SERIOUS PLAY® Veranstaltung im virtuellen Raum.
Ines Martella:
Ich hatte davon gehört, dass man LEGO® in Business Trainings einsetzt, aber wie soll das konkret funktionieren? Ist das nur ein Hype oder welchen Mehrwert bringt das? Zu welchen Themen kann man mit dieser Methode arbeiten?
Mit diesen Fragestellungen im Hinterkopf habe ich mich zu der Online-Veranstaltung „Entdecke mit LEGO deine Rolle im Team“ angemeldet und war gespannt darauf, was mich dort erwarten würde. Ein paar Tage vor dem Training erhielt ich dann per Post ein kleines Päckchen mit LEGO®-Steinen für den Einsatz im geplanten Training. Und dann ging’s los.
Nach einer kurzen Begrüßung und Einführung in der virtuellen Trainingsumgebung bekamen wir Teilnehmer vom Trainer unseren ersten Arbeitsauftrag. Jeder baut in einer kurzen Zeitspanne ein kleines Objekt mit LEGO® und stellt dieses mit seinen Besonderheiten innerhalb einer Kleingruppe (in Breaktout-Räumen) den anderen Teilnehmern vor.
Beispiel 1:
Baut bitte die weltbeste Brücke und erklärt den anderen, warum dies die weltbeste Brücke ist.
Zuerst fühlten sich viele etwas überrumpelt und überfordert, aber die Zeit ist knapp und so legt man einfach los – denn schließlich sind einem die bunten Steine aus Kindheitstagen nur allzu bekannt.
Die Vorgehensweise wiederholt sich. Nach allgemeinen Aufgabenstellungen zum Warming-Up beziehen sich die Arbeitsaufträge immer konkreter auf die einzelne Teilnehmerpersönlichkeit und das Zusammenspiel mit anderen, so, wie es in der Themenstellung zu der Veranstaltung angekündigt war.
Beispiel 2:
Stellt bitte einen besonderen persönlichen Moment dar, den ihr in der Zusammenarbeit mit anderen nachhaltig in Erinnerung behalten habt – bis hin zu: Stellt bitte eure Rolle im Team dar.
Immer wird auch ein festes Zeitfenster für das Bauen und den Austausch in der Kleingruppe angegeben, sodass man schnell ‚auf den Punkt‘ kommen muss – sowohl beim Bauen als auch bei der Vorstellung des eigenen Objekts.
„Das Denken mit den Händen aktiviert beide Gehirnhälften und es werden Ergebnisse erzielt, die so sonst nie verbalisiert würden. Im Fokus eines Lego Serious Play-Workshops steht nicht die perfekte Lösungsfindung, sondern ein unkonventionelles und „out-of-the-box“- Denken.“
(Hillmer 2019, HelloAgile)
Das LEGO®-Bauen macht Spaß, regt das Spielerische, Kreative und Spontane an – aber das Wesentliche ist das persönliche Storytelling. Der AHA-Effekt kommt beim Erzählen, wenn man seine Gedanken zu dem gebauten Objekt teilt und anschließend in den gemeinsamen Austausch geht. LEGO® ermöglicht in diesem Zusammenhang Denken mit den Händen und macht dabei nicht nur die Sachebene, sondern vielmehr auch die Gefühlsebene sichtbar.
In diesem Setting waren wir alle zu gleichen Teilen aktiv eingebunden und hatten die Möglichkeit, uns direkt einzubringen. Die Atmosphäre war locker, entspannt und kurzweilig, weil jeder aktiv involviert war. Im gegenseitigen Austausch entstand innerhalb der Kleingruppe schnell eine Nähe, die wir so nicht erwartet hätten – und das im virtuellen Raum. Nach 2 Stunden waren wir überrascht, was wir in unserer Kleingruppe voneinander erfahren und welche Tiefe unsere Gespräche erlangt haben, weil sich alle Teilnehmer gut auf dieses Setting einlassen konnten.
Und genau darin sehe ich auch den Mehrwert für Trainings im Business Kontext. Entscheidend für einen guten Workshop ist letztendlich die zielgerichtete Steuerung durch einen qualifizierten Trainer, der neben fachlichem Knowhow auch ein gutes Gespür für die Themen und die Gruppendynamik mitbringen sollte.
- Alle Teilnehmer bringen sich unabhängig von Hierarchien zu gleichen Teilen ein.
- Kreatives und spontanes Handeln bringen ehrlichen Input und Impulse.
- Spaß und gute Laune ermöglichen eine lockere Arbeitsatmosphäre, fördern den Zusammenhalt im Team und die Motivation des Einzelnen.
- Der gemeinsame Austausch und die Reflexion werden gefördert.
- Man kommt schnell zu greifbaren Ergebnissen.
Den Einsatz von LEGO® SERIOUS PLAY® kann ich mir sehr gut für die Themen Teamentwicklung, Visions-/ Strategieentwicklung oder Change-Management vorstellen. Sicher gibt es aber darüber hinaus vielfältige weitere Anwendungsfelder. Insgesamt war es ein großartiges Event, mit spannenden Erfahrungen für mich und meine Arbeit als Personalentwicklerin/Beraterin.
Die Autorin: Ines Martella