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Veränderungsbereitschaft und Resilienz im Unternehmen

Was wir vom Herbst für den betrieblichen Change lernen können


Der Herbst bringt spürbare Veränderungen mit sich – nicht nur in Form von buntem Laub und kürzeren Tagen, sondern auch durch den bekannten „Herbstblues“. Die kühle, dunklere Jahreszeit hinterlässt bei vielen Menschen ihre Spuren und wirkt sich auf Stimmung und Gesundheit aus.

Zeitgleich erleben wir in der Unternehmenslandschaft einen vergleichbaren Blues. Nachlassende Konjunktur, krisengeschüttelte Branchen und steigende Insolvenzzahlen prägen derzeit die Schlagzeilen.

Doch genau wie die Natur in dieser Jahreszeit eine Phase der Anpassung und Erneuerung durchläuft, können auch Unternehmen und wir Menschen von diesen Veränderungen lernen. Zentrale Stichworte lauten dabei: Veränderungsbereitschaft und Resilienz.


Was uns der Herbst fürs eigene Unternehmen lehrt

Die Jahreszeiten spiegeln den Lebensrhythmus und die Notwendigkeit, sich an klimatische Veränderungen anzupassen. Zyklen von Veränderungen sind unausweichlich. Sie sind Teil der DNA unserer Natur.

Im Frühling und Sommer sorgen wärmere Temperaturen und mehr Sonnenlicht für Wachstum. Herbst und Winter dienen als Phasen der Regeneration und Vorbereitung auf die nächsten Wachstumszyklen. Pflanzen und Tieren müssen in diesen Veränderungsphasen lernen mit Ressourcen effizient umzugehen und sich anzupassen. Die Jahreszeiten verdeutlichen uns somit, dass Wandel nicht nur unvermeidbar ist, sondern auch eine Chance zur Erneuerung und Anpassung bietet.


Veränderungen sind kein linearer Prozess

Wenn wir Krisenphasen auch als Chance zur Reorganisation nutzen, können wir gestärkt daraus hervorgehen. Manchmal müssen wir uns auch im Business verschlanken und „Blätter lassen“, bevor wir wieder wachsen können. Alte Prozesse, ineffiziente Strukturen oder veraltete Geschäftsmodelle müssen manchmal „abgeworfen“ werden, um Platz für Neues zu schaffen.

Aus Sicht der Personalentwicklung ist es entscheidend, Führungskräfte und Mitarbeitende durch solch kritische Veränderungsprozesse zu begleiten. Besonders sensibel sind dabei Veränderungen, die Personalmaßnahmen mit sich bringen.

Eine langjährige Personalleiterin berichtete uns kürzlich:
Unser Unternehmen hat das letzte Mal vor Jahrzehnten sowas wie Trennungs- und Bleibegespräche führen müssen. Die meisten bei uns sind darauf nicht vorbereitet. Daher wollen wir aus HR-Sicht unsere Teams aus der Linie damit nicht allein lassen.“

Führungskräfte spielen eine zentrale Rolle, wenn es darum geht, Veränderungen erfolgreich umzusetzen. Die Personalentwicklung kann ihnen den Rücken stärken, indem sie die nötigen Werkzeuge und Fähigkeiten an die Hand geben, um die Teams durch den Wandel zu führen.


Überbelastung vermeiden und Raum für Transfer schaffen

Die Natur nutzt die dunkle Jahreszeit als Phase der Ruhe und Regeneration, um Kräfte für den kommenden Frühling zu sammeln. Diese Ruhephasen sind unverzichtbar für das langfristige Überleben und Wachstum. Genauso brauchen Teams im Unternehmen Phasen der Konsolidierung und Reflexion, um die Herausforderungen intensiver Veränderungen zu bewältigen.

Trotz aller notwendigen Change-Initiativen ist es daher wichtig, in Veränderungsphasen die Organisation nicht zu überlasten. Oft erleben wir, dass hektisch ein Change-Projekt das nächste jagt und somit die operativen Teams „unter Dauerbeschuss“ von allen Seiten geraten.

Personalentwicklung kann hier, inspiriert von den Zyklen der Natur, wichtige Impulse setzen, um sicherzustellen, dass Teams auch im Herbstblues durch gezielten Support, Stabilität und Reflexion gestärkt werden – und nicht nur mit einem Change-Tool nach dem anderen durchgeschult werden.

Diesem „sacken lassen“ kann durch gezielte Maßnahmen wie Reviews, Retrospektiven und weiteren Transferangeboten den notwendigen Raum geboten werden. Hierbei geht es nicht um reine „Well-being-Angebote“, wie Kritiker häufig meinen. Change lässt sich nicht erzwingen. Schon gar nicht auf der Kultur-Ebene. Ohne solche Maßnahmen fliegt einem der gutgemeinte Change häufig um die Ohren.


Selbstregulierung und Resilienz

Aber nicht nur Teams und Führungskräfte brauchen Unterstützung: Auch Mitarbeitende können professionell begleitet werden, um Phasen intensiver Veränderung mit gesunder Leistungsfähigkeit zu überstehen – und hier spielt die Resilienz eine entscheidende Rolle.

Resilienz im psychologischen Sinne beschreibt die Fähigkeit, mit Stress, Rückschlägen und Veränderungen konstruktiv umzugehen und gestärkt daraus hervorzugehen.

Damit ist Resilienz einerseits eine trainerbare Kompetenz, die entwickelt werden kann. Viele unserer Kunden nutzen interne und externe Gesundheitsangebote GERADE in stressigen Zeiten, damit die Menschen nicht nur auf sich gestellt damit gelassen werden.

Selbst wenn es im Herbst und Winter für viele Teams in den Jahresendspurt geht: Höchstleistung braucht zwangsläufig auch Erholung und Verarbeitung. Sonst droht Überlastung nicht nur auf der organisationalen, sondern auch auf der menschlichen Ebene.


Veränderung gestalten, nicht nur ertragen

Die Natur zeigt uns, dass Veränderung ein unvermeidbarer Bestandteil des Lebens ist – sie lässt sich nicht aufhalten, nur gestalten. Die notwendige Veränderungskompetenz und Resilienz sind dabei mehr als individuelle Fähigkeiten – sie erfordern gezielte Rahmenbedingungen im Unternehmen.

Oft führen intensive Veränderungen dazu, dass alte Problemfelder ans Licht kommen und nochmals um das x-fache verstärkt werden. Wer beispielsweise schon im Sommer ein undichtes Dach ignoriert hat, wird im Herbst und Winter nass werden. Spätestens dann muss man sich zwangsweise mit einer unangenehmen Reparatur beschäftigen.

Parallel dazu kommt die Organisation und somit auch die Personal- und Kulturentwicklung nicht mehr drum herum, sich mit Krisenfeldern zu beschäftigen, die der Change offenbart.

Genauso offenbart der Change in vielen Unternehmen strukturelle oder kulturelle Krisenherde, mit denen sich Personal- und Kulturentwicklungsverantwortliche unweigerlich auseinandersetzen müssen.

Gerade deshalb sind Krisen und Wandel auch Chancen: Sie bieten die Möglichkeit, solche Spannungsfelder gezielt anzugehen und die Veränderung langfristig positiv zu gestalten. Denn eines steht fest – wir können die Veränderung aber nicht immer strategisch planen und nach unserem Gusto designen. Das Leben passiert. Entscheidend ist, Veränderungen nicht NUR zu ertragen, sondern den Führungskräften, Teams und Mitarbeitenden auch aktiv Gestaltungsräume zu ermöglichen

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Autor: Stephan Labrenz

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