Interview mit Sven Henze über „konfrontierende Kommunikation“
Herr Henze, Sie bieten 2018 für das ime das Seminar „Konfrontierende Kommunikation“ an. Dieser Begriff irritiert mich. Bisher ging ich immer davon aus, dass Konfrontation mehr schadet als nützt.
Konfrontation ist in Deutschland in der Tat ein meist negativ behaftetes Thema. Wir haben gerade im beruflichen Kontext den Anspruch an uns, dass wir eine kooperative Haltung an den Tag legen und deswegen auch besonders harmonisch miteinander umgehen.
Wenn ich da gleich mal einhaken darf: Ist dieser Anspruch nicht lobenswert?
Sicher, allerdings führt dieser Anspruch bei manchen Menschen automatisch zur inneren Überzeugung, bei Meinungsverschiedenheiten sehr schnell nachgeben zu müssen. Oder sogar zur Haltung, dass sie ihren eigenen Standpunkt gar nicht erst äußern dürfen.
Welche Folgen kann das im beruflichen Kontext haben?
Es gibt Charaktere, die sich im privaten und beruflichen Umfeld eher an den Interessen des Gegenübers orientieren, als an den eigenen. Wenn diese Personen im Beruf aber Entscheidungen und Unternehmensinteressen durchsetzen müssen, tun sie sich verdammt schwer. Teamleiter, Produkt- oder Projektmanager haben dann ein riesiges Problem und stecken in einem persönlichen Dilemma.
Ich halte Konsensorientierung trotzdem für ein hohes Gut.
Konfrontation bedeutet ja nicht, dass die sachbezogene Auseinandersetzung mit einem Gewinner und einem Verlierer enden muss. Es geht einfach darum, die eigenen Standpunkte und Überzeugungen klar zu benennen und die anderen Beteiligten in einer respektvollen Form damit zu konfrontieren. Und zwar so, dass es beim Gegenüber zu keinem Gesichtsverlust kommt. Diese konstruktive Konfrontation beherrschen gar nicht mal so viele Menschen.
Das Seminar gibt Anregungen und Impulse für eine gelungene Konfrontation?
Nicht nur das. Das Seminar richtet sich auch an Personen, die bei sachlichen Meinungsverschiedenheiten manchmal übers Ziel hinausschießen und andere dabei ordentlich vor den Kopf stoßen. Meist ohne es zu merken. Diese Kommunikationsroutinen sollen aufgedeckt und bewusst gemacht werden. Wenn wir das schaffen, ist viel gewonnen und die Teilnehmer können ihr kollegiales Miteinander leichter gestalten.
Wie gehen Sie da vor?
Einerseits arbeiten wir an der eigenen Haltung. Wir diskutieren zum Beispiel, welchen persönlichen Nutzen wir aus einer Konfrontation ziehen. Da kommen ganz viele neue Einsichten ans Tageslicht, mit denen wir diesen negativen Touch auflösen. Andererseits arbeiten wir aber auch an Tools und Techniken, das eigene Interesse in einer geeigneten Form zu übermitteln. Mit dem Ziel, dass sich niemand in einer Verlierer-Position wiederfindet. Es gibt sicher eine Handvoll Regeln für eine positive konfrontierende Kommunikation.
Können Sie ein Beispiel geben?
Ein Klassiker, mit dem Sie in allen Lebenssituationen richtig liegen: Senden Sie Ich-Botschaften. Verwenden Sie Wörter, wie „ich“, „mir“, „mich“. Verzichten Sie auf Du- oder Sie-Botschaften. Diese Pronomen werden beim Gegenüber ganz häufig als Vorwurf wahrgenommen. Damit konfrontieren Sie aber nicht, sondern rufen einen Konflikt hervor. Das wollen wir eben gerade nicht.
Kommunikation ist ja keine Einbahnstraße. Wie wirkt sich Konfrontation beim Gegenüber aus?
Personen, die nicht konfrontieren, haben meist die Sorge, dass sie danach nicht mehr akzeptiert bzw. gemocht werden. Sie vergessen dabei aber, dass derjenige, der keine klare Kante zeigt, vom Gegenüber oft nicht ernst genommen wird. Diesen Respekt verdient man sich auch dadurch, dass man seine Meinung oder Sichtweise darstellt und hartnäckig vertritt.
Können Sie das näher erläutern?
Viele Managemententscheidungen werden einseitig getroffen. Mitarbeiter kommunizieren ausweichend, um keinen Konflikt aufkommen zu lassen; Vorgesetzte bleiben bei ihrer Position, weil sie keine Alternativen zu hören bekommen. Wenn sich jeder nur wie die Fahne im Wind bewegt, braucht sich niemand zu wundern, dass über seinen Kopf hinweg Entscheidungen getroffen werden.
Konfrontierende Kommunikation wirkt sich positiv auf das Unternehmen aus?
Kollegen, die sagen, „ja, das ist Ihre Meinung, ich sehe das aus folgenden Gründen etwas anders“, sind Gold wert. Wir können unsere Positionen nur überdenken, wenn wir an den Gedanken Anderer teilhaben dürfen. Deshalb ist es für ein Unternehmen nie schlecht, wenn Meinungs- und Perspektivenvielfalt gelebt und auf Augenhöhe kommuniziert wird! Das trainieren wir an vielen Praxisbeispielen in unserem zweitägigen Seminar.
Herr Henze, vielen Dank für das Gespräch.
Die nächsten Termine zu diesem spannenden Seminar finden Sie hier. |
Sven Henze unterstützt Menschen dabei, ihre beruflichen Interessen wahrzunehmen und Standpunkte kraft- und respektvoll zu vertreten. Er bietet den Teilnehmern in seinen Seminaren und Coachings Wege an, ihre Durchsetzungskraft zu stärken. Derzeit ist er Geschäftsführer des Maschinenbau-Instituts sowie freier Trainer und Berater.