Haben Sie sich schon einmal gefragt, „Wie spät es in ihrem Team ist?“ Damit meine ich jetzt nicht die Frage, ob es Zeit für die gemeinsame Mittagspause ist. Sondern mir geht es bei dieser Frage um eine Bestandsaufnahme, wie gut sich ihr Team zusammengefunden und welchen Reifegrad es in seiner Zusammenarbeit erreicht hat. Bruce Tuckmann, ein US-amerikanischer Psychologe (1938-2016) entwickelte hierzu ein sehr praktikables Modell einer „Team-Uhr“.
Die Team-Uhr als Modell der Teamentwicklung
Für den Prozess der Teamfindung nennt Tuckman vier typische Entwicklungsphasen: Forming, storming, norming und performing. Tuckman argumentiert, dass sich jedes Team früher oder später in einer dieser Phasen befindet. Führungskräfte und Teammitglieder, die wissen, in welcher Teamentwicklungsphase man sich gerade befindet, können konstruktiv agieren. Denn für jede braucht es einen anderen Fokus, um sich als Team zu finden und eine möglichst hohe Leistung zu bringen.
Forming – Den gemeinsamen Takt finden
Forming nennt man die Phase, in der sich die Gruppenmitglieder kennenlernen und eine gemeinsame Basis der Zusammenarbeit schaffen. Diese Phase kann deshalb auch als Orientierungsphase bezeichnet werden und ist geprägt von einem distanzierten aber höflichen Verhältnis untereinander. Die Mitglieder klären die für die Zusammenarbeit relevanten Fragen:
- Was ist das Ziel des Arbeitsauftrages?
- Welche Informationen brauchen wir noch?
- Wie wollen wir das Ziel erreichen?
Innerhalb des Teams haben sich noch keine Vertrauensverhältnisse bilden können. Die Teilnehmer sind stark damit beschäftigt, die eigene Rolle im Team zu finden.
Storming – Vom Ich zum Wir
In der storming-Phase werden die Chancen und Risiken von Teamarbeit sehr deutlich. In dieser Konfrontationsphase entscheidet sich, ob die verschiedenen Charakter zu einer festen Einheit werden und den Teamauftrag erfolgreich abschließen. Für jedes einzelne Mitglied geht es nämlich darum, eigene Perspektiven und Arbeitsweisen in das Team einzubringen und in Hinblick auf das gemeinsam zu erreichende Ziel zurückzustellen. Weil die Teammitglieder dabei auch ihren Drang zur persönlichen Entfaltung einschränken, führt das zu emotional stark aufgeladenen Konstellationen. In dieser Phase sind unterschwellige Konflikte oder offen ausgetragene Konfrontationen zwischen den Kollegen völlig typisch.
Norming – Zusammen ist man stark
Hat das Team feste Spielregeln für die Zusammenarbeit vereinbart, befindet es sich in der norming-Phase. Die Zusammenarbeit ist jetzt von einem vertrauensvollen und kooperativen Klima geprägt. Jedes Teammitglied hat dabei die Möglichkeit eigene Ideen zur Entwicklung des Arbeitsauftrages einzubringen, Standpunkte zu vertreten und die gemeinsame Vorgehensweise zu beeinflussen. Die Gruppe ist in einer Phase, in der sie zunehmend eigenverantwortlich und selbstgesteuert auftritt.
Performing – Die Hochleistungsphase
Erst in der performing-Phase können sich die Teilnehmer voll auf den Arbeitsauftrag konzentrieren. Die Beziehungsarbeit ist abgeschlossen und lenkt nicht vom eigentlichen Gruppenziel ab. Zwischen den Mitgliedern haben sich starke Bindungskräfte etabliert. Das Team erreicht die höchste Leistungsfähigkeit, zeigt sich ideenreich, flexibel und solidarisch.
Die Team-Uhr hilft bei der Erklärung gruppendynamischer Prozesse. Teamleiter und Teammitglieder, die das Modell kennen, sind besser auf die Herausforderungen der Teamarbeit vorbereitet. Phasen, in denen um Zuständigkeiten oder den eigenen Platz in der Gruppe „gerangelt“ werden, verlieren ihren Schrecken. Fortschritte als auch Rückschläge in der Zusammenarbeit lassen sich besser einschätzen.
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Der Autor:
Kai Berthold ist Business Trainer (BDVT-geprüft) für Kommunikation, Führung und Veränderungskompetenz. Für das ime ist er als Trainer und Workshop-Moderator in Inhouse-Projekten und Seminaren tätig.